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    An der äußersten Nordwestküste des Finistére liegt die Stadt Roscoff, dessen Schicksal seit jeher
  vom Meer bestimmt war. Noch Heute hat das Ort die Bedeutung als Hummer– und Langustenfischer–Hafen. Handelsverbindungen zu
  England und Holland haben seine Geschichte ebenso bestimmt wie die Unternehmungen der Piraten. Im 16. und 17. Jh. galt die Stadt
  Roscoff als Piratenschlupfwinkel. Datum der Stadtgeschichte ist der 13. August 1548. An diesem Tag betrat die fünfjährige 
  Maria Stuart, die spätere Rivalin Elisabeths von England, Frankreich um mit dem Kronprinz Franz II. vermählt zu werden. Sie
  hatte in einem Haus gewohnt, das heute noch in der Nähe des Hafens in der Rue de l´Amiral–Réveillére 
  25 zu sehen ist.
  Seit Ende des 19. Jh. gilt Roscoff als eines der wirksamsten französischen Seeheilbäder. Davon zeugt sein im Gegensatz
  zu anderen Orten der Bretagne weniger rustikales als vornehmes Flair. Gepflegte Parkanlagen und Cafes sorgen für südliche
  Atmosphäre, die vor allem auch durch das hier besonderes milde Klima und die entsprechende Vegetation hervorgerufen wird.
  Zudem ist Roscoff, dessen teils erhaltene alte Häuser in Hafennähe und bei der Kirche mit schönen Fassaden aus dem
  16. und 17. Jh. von seiner bewegten Geschichte erzählen, auch für die Wissenschaft von Bedeutung. Hier hat die
  Universität von Paris ein Institut für Ozeanographische und meeresbiologische Studien eingerichtet der neben Plymouth,
  Neapel und Bergen zu den größten und modernsten Zentren in Europa zählt. 
    
  
   
    
  
   
   
  Kirche Notre–Dame de Croas–Baz:
  
  Die Kirche wurde in der Mitte des 16. Jh. in gotischen Stil erbaut. Sehr beachtenswert ist der verzierte Glockenturm aus
  derselben Zeit, der jedoch bereits Renaissancecharakter aufweist. Von der kriegerischen Vergangenheit der Stadt zeugen auch die
  Äußenwände der Kirche, die mit Kanonen und Schiffen geschmückt sind. Auch im Inneren der Kirche präsentiert
  sich der monumentale Hochaltar mit einem vergoldeten Schiffheck im Stil Ludwigs XIV. Vier weitere Ältere aus dem 17. Jh.
  zwei Taufbecken mit Baldachinen ebenfalls aus dem 17. Jh., skulptierte Kanzel aus dem 18. Jh., Orgelempore aus dem Jahr 1650.
  
  
   
  
  Umfriedeter Pfarrbezirk:
  
  Innerhalb des alten Enclos paroissial vor der Kirche liegen zwei Beinhäuser aus dem 16. und 17. Jh.
   
   
   
   
  Roscoff Zwiebeln (l´oignon rosé) 
  Die Geschichte:
  
  Die Roscoff–Zwiebel ist eine sehr alte Zwiebelsorte und leicht rosa. Durch ihre gute Haltbarkeit und ihren hohen Vitamingehalt
  (A, B und C) war sie ein besonders begehrtes Lebensmittel für die Seeleute, die diese Eigenschaften auf den langen Seereisen zu
  schätzen wussten. Um eine optimale natürliche Haltbarkeit des Produkts zu gewährleisten, wird die Pflanze vor der
  eigentlichen Ernte am Grün bis auf ein Drittel aus dem Boden gezogen und mindestens acht Tage auf dem Feld vorgetrocknet. Die
  Ernte erfolgt dann von Hand, um Verletzungen zu vermeiden. Die Zwiebeln werden in einem trockenen, gut belüfteten Lagerraum
  aufbewahrt und nach und nach zu einem traubenförmigen Zopf gebunden. So sind sie auf natürliche Weise haltbar.
  Roscoff–Zwiebeln sind von September bis März/Äpril verfügbar. Feinschmecker schätzen sie wegen ihres
  süßlich–milden Geschmacks und ihrer zarten Struktur. Sie können sowohl roh als auch in warmen Gerichten
  gegessen werden.
  Name, Herkunft und klar definierte Qualität sind mittlerweile durch die geschützte Herkunftsbezeichnung AOC gesichert. Die 56 Erzeuger aus Roscoff
  und Umgebung haben im Jahr 2009 auf ca. 65 ha Fläche 1300 Tonnen Zwiebeln produziert. 
  Im 19. Jahrhundert erschlossen sich die Bauern um Roscoff England als neuen Absatzmarkt. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad machten
  sie sich auf den Weg durch England, Schottland und Wales um ihre Produkte – hauptsächlich Zwiebeln
  (Englisch = bulbs) – von Haus zu Haus wandernd zu verkaufen, oft monatelang dauerndes Geschäft. Zwiebeln fanden sich
  zu jener Zeit "in diesem Land in jeder Soße". Diese Händler, die ab dem Jahr 1828 umherzogen, wurden von
  den Engländern "Johnnies" (oder Petitjeans in ihrer eigenen Sprache) genannt. Insgesamt waren es etwa 1200
  Männer aus Roscoff, die so ihr Gemüse verkauften. In der ehemaligen Chapelle Sainte–Anne hat sich bis 2003 das
  Museum "Maison des Johnnies" befunden. Ab 2004 befindet sich das Museum in einem alten Bauernhof am Eingang des
  Stadtzentrums in der 48 rue Brizeux, wo die Geschichte dieser legendären Verkäufer erzählt wird. Jedes Jahr findet
  im Sommer das Fest der rosa Zwiebel (La fête de l´oignon rosé) statt.
   
  
   
    
  
   
    
  Umgebung von Roscoff 
  St–Pol–de–Léon (Einwohner nennen sich Saintpolitains) 
  (ca. 7038 Einwohner, Stand 2008)   
  Im "Goldenen Gürtel" des Léon, dem Bauernland zwischen  
  Roscoff und Morlaix, werden zwei Drittel der französischen Artischocken geerntet und fast alle Arten von
  Frühgemüse angebaut. Dank des milden Klimas kann im Jahr zweimal geerntet werden im Frühjahr und im Herbst. 
  Wichtigster Handelsplatz für Fenchel, Blumenkohl, Zwiebeln und Artischocken ist St–Pol–de–Léon,
  dessen Wahrzeichen schon von weitem zu sehen sind: der 77 m hohe Turm der Chapelle du Kreisker (14. bis 15. Jahrhundert) und die
  Romanisch–gotische Kathedrale aus 13. bis 16. Jahrhundert. Ihren Namen erhielt die Stadt ca. 6 km südlich vom Roscoff vom
  hl. Pol–Aurélien, einem der Gründer der Bretagne. Der Namensteil Leon leitet sich wahrscheinlich vom lateinischen
  Wort Legio ab. Zu gallisch–römischer Zeit war eine römische Legion in der Gegend stationiert. Der Name wurde
  schließlich auf die gesamte Gegend übertragen. Die historische Provinz "Diözese Léon" war bis
  ins 18. Jahrhundert eine der Provinzen der Bretagne. Bis heute lebt der Name in der Bezeichnung der Küstenlinie des
  Arrondissement Morlaix als Côte du Léon weiter.
  Vom Wohlstand der Stadt im 16. und 17. Jh. zeugen prächtige Burgerhäuser in der Rue du Général–Leclerc,
  der Rue Rosière und der Rue du Petit–Collège. Den schönsten Blick über die Bucht hat man von der
  ehemaligen Insel Rocher Ste–Anne. Der Turm der Chapelle du Kreisker, im 15. Jh. nach dem Modell der normannischen Kirche
  St–Pierre von Caen gebaut, ist Vorbild vieler bretonischer Glockentürme. Den Aufstieg wird belohnt durch ein
  Panoramablick bis nach Roscoff und zur Insel Batz.  
  
   
    
  Île de Batz
  
  Nur etwa 15 Minuten braucht die Fähre von Roscoff zur ca. 3,5 km langen und 1,5 km breiten "Gemüseinsel".
  Am Ende des 20. Jahrhunderts herrscht auf der Insel noch streng geschlechtliche Arbeitsteilung: Gemüseanbau und Tangsammeln
  weiblich, Schifffahrt und Ackerbau traditionell männlich. Die meisten der ca. 800 Bewohner leben an der Südküste
  in Porz Kernoc´h, Créac´h Bolloc´h und am Hafen. Feine und nie überlaufende Sandstrände befinden
  sich an der Nordküste. Auf einer vorgelagerten Landzunge im Südosten der Insel gibt es den hundertjährigen Garten
  (Jardin Georges Delassele) mit seiner seltenen Palmensammlung. Nicht weit entfernt markiert die romanische Kapelle
  Ste–Anne die Stelle des Klosters, das der walisische Mönch Pol–Aurélien im 6. Jh.
  gegründet hatte. 
  Sibiril – Côte de ceinture dorée
  
  ist eine französische Gemeinde mit 1260 Einwohnern (Stand 1. Januar 2009). Die Gemeinde liegt ca. 10 km südwestlich von Roscoff.
  
  Sehenswürdigkeiten: 
  
  • das Schloss von Kérouzéré befindet sich nördlich des Ortes. Das befestigte Schloss dessen Bau im Jahre 1425 begann und 1458
  endete, erhebt sich mit seiner mächtigen Granitmasse am Ufer der Flussmündung des Guillec. Als ehemaliger Wohnsitz der Barone von Kérouzéré wurde
  diese mittelalterliche Festung, die um 1600 umgebaut worden ist, durch den Krieg der Liga im Jahre 1590 berühmt. Dieses eindrucksvolle Bauwerk, das früher
  von den Bauern geplündert und dann später restauriert worden ist, zeigt sich heute in sehr gut erhaltenem Zustand. Drei mächtige Ecktürme mit Gusserkern
  sind noch erhalten geblieben. Besichtigung ist möglich.
  
     
  • das Landhaus Manoir de Kerlan aus dem 16. Jahrhundert nordöstlich der Dorfes 
  • die Mühle von Kerlan 
  • die Dorfkirche aus dem 18. Jahrhundert mit dem Grabmal von Jean de Kérouzéré aus dem 15. Jahrhundert
  
  Château de Kergornadéac’h 
 Dieses am Ende des 16. Jahrhunderts erbaute Schloss war 150 Jahre lang bewohnt, bevor es gegen 1760 absichtlich von seinen Besitzern zerstört und als 
 Steinbruch benutzt wurde. Durch das Vorhandensein seiner monumentalen Türme und seiner Pecherker wird es als das letzte in Frankreich gebaute befestigte Schloss angesehen.
 Es wird dem Schloss von Chambord, einem der Loire–Schlösser, gleichgesetzt. Zu sehen gibt es heute nur noch die Außenmauern, die Türme und die Kamine.
 Der Legende nach hat ein Spross der Familie De Nuz den Heiligen Pol Aurlien (einer der sieben Heiligen, die als Gründer der Bretagne gelten) auf die Insel Batz begleitet,
 um dort einen Drachen zu besiegen. Als Belohnung für seine tapfere Tat erhielt der junge Mann den Besitz Ker–gour–na–déh, "Ort des Mannes,
 der nicht flüchtet". Privatbesitz, das Schloss kann nur von der Straße aus betrachtet werden. Kostenlose geführte Besichtigung der Schlossruinen und des
 Parks in der Saison. Auskunft beim Fremdenverkehrsamt. 
 Anfahrt: Ab St Pol–de–Leon auf der D788 Richtung Berven. Ca. 2 km nach Berven in Mengleuz auf der D30 die erste Straße nach rechts fahren (am Schild Chapelle
 Saint Jean). Der Straße folgen. Hinter der Chapelle links fahren. Nach ca. 600 m sehen Sie auf der Linken Seite das Schloss. 
   
    
   
 Chapelle Saint Jean
  
 Die Chapelle Saint Jean (1823) ist auf dem Gelände einer alten Kapelle gebaut. Es ist ein rechteckiges Gebäude mit dreiseitigen Apsis.
  
   
  
  
 
  
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